Natur! Wir sind von ihr umgeben und umschlungen –
unvermögend, aus ihr herauszutreten, und unvermögend,
tiefer in sie hineinzukommen. J. W. von Goethe
Alte Kulturpflanzen
Ludwig Watschong - Arenborn (Hessen)
Biografie - Ludwig Watschong schrieb über sich selbst:
Die ersten Erfahrungen mit der Gärtnerei machte ich als Junge im Garten meines Vaters. Es war für mich keine geliebte Arbeit, aber ich liebte es draußen zu sein. Auch die Spiele mit Freunden "um die Häuser", am Bach und in den Obstbäumen prägte meine Jugend mit Bildern von Natur und Pflanzen.
Der sonntägliche Spaziergang im Wald, das Sammeln von Pilzen, das Ballspielen auf einer lauschigen Wiese im Sommer mit Picknick taten ihr übriges dazu, mich in der Natur und mit ihr wohl zu fühlen. Auch als Jugendlicher zog es mich immer wieder in die Natur, wo ich zu mir kam und Ruhe in mir einkehrte.
Lehrzeit der Natur
Im bayrischen Wald traf ich eine Kräuterfrau, bei der ich z.B. lernte, die Schafgarbe von anderen weiß blühenden Pflanzen zu unterscheiden. Damit war der Grundstein für eine intensivere Beschäftigung mit Heilpflanzen gelegt, die mich nach den Studienjahren zu einer Heilpraktikerausbildung brachte.
Danach arbeitete ich bei einer Heilmittelfirma, eröffnete eine Heilpraxis und arbeitete nebenher als Trommelbauer, Seminarleiter und vegetarischer Koch.
Ökologie - Beruf und Berufung
Die Bücher von Pat Mooney "Saat-Multis und Welthunger" sowie das Buch von Bernward Geier "Saatgut aus dem eigenen Garten". zeigten mir die Notwendigkeit, etwas für unsere Kulturpflanzen zu tun.
Darum gründete ich 1986 den Verein VEN, um alte vergessene Kulturpflanzen zu retten, wiederzuerwecken und in den Anbau zurückzubringen.
1990 gründete ich dann mit Freunden die Dreschflegel-GbR, in der wir mit Hilfe wirtschaftlicher Unterstützung von interessierten Kunden weiter an diesem Thema arbeiten konnten.
Nachtrag
Medieninteresse
Anfangs als gärtnerische Nische belächelt gewannen die Medien zunehmend Interesse an der züchterischen Arbeit von Ludwig Watschong und rannten ihm und seinem Garten förmlich die Türen ein. Sogar Fernsehköche ließen sich blicken und verhalfen dem Elefantenknoblauch zu ungeahnter Prominenz.
In zahlreichen Fernsehproduktionen und Rundfunkinterviews konnte Ludwig Watschong für die Nutzpflanzenvielfalt werben und sein Anliegen, diese zu bewahren, weiter voran treiben.
Ein von ihm und Melanie Grabner geschriebenes und im Gräfe und Unzer Verlag erschienenes Buch "Quickfinder Biogarten" war schnell vergriffen. Weitere begonnene Buchprojekte konnte Ludwig Watschong leider nicht mehr fertigstellen.
Bleiben oder gehen?
Im Herbst 2016 kam es dann zu einem tiefen Einschnitt in der Biografie. Eine lebensbedrohliche Leukämieerkrankung bedeutete für Ludwig Watschong, Monate in der Klinik zu verbringen und nach einer Stammzelltransplantation dem Garten fern bleiben zu müssen. Unseren zahlreichen Helfern gebührt riesiger Dank für alle Unterstützung!
Trotz allem hat die Sehnsucht nach seinen Pflanzen Ludwig Watschong die Kraft gegeben, schneller als erwartet weiter arbeiten zu können, bis ein zweiter und dann ein dritter Krankheitsschub 2019 ahnen ließ, dass die Frage "Bleiben oder gehen?" nur noch eine Antwort zuließ. Und so endete Ludwig Watschongs Leben mit und in der Natur am 21. Oktober 2019.